Es ist wieder soweit! Schon Tage vor dem 31. Dezember knallt es an jeder Ecke, Jugendliche testen ihre Böllerreserven, und irgendwo zischt immer etwas, das keiner bestellt hat. Für viele Hunde beginnt damit die schlimmste Zeit des Jahres – zitternd, hechelnd, panisch, auf der Suche nach einem Fluchtort.
Na, freust Du Dich schon darauf?
Viele Hundebesitzer kennen dieses Szenario und greifen zu den üblichen Tipps: Musik lauter drehen, Jalousien schließen, beruhigend zureden. Trotzdem bleiben die Tage rund um Silvester meistens eine Zerreißprobe für Hund und Besitzer – aber das muss nicht sein!
Erfahre in diesem Artikel, wie Du und Dein Hund Silvester gelassener erleben und dabei vielleicht sogar wieder Spaß an den Feiertagen haben könnt.
Unvorbereitet ins Chaos: Warum Silvester mit Hund oft schiefgeht
Viele Halter gehen das erste Silvester mit Hund recht unvorbereitet an – egal, ob es sich um einen Welpen vom Züchter oder einen erwachsenen Hund aus dem Tierschutz handelt. „Wird schon gutgehen“, denken viele – doch meistens tut es das nicht. Für den Hund sind die lauten Knalle, grellen Lichter und die allgemeine Aufregung völlig fremd und bedrohlich. Er reagiert instinktiv: mit Schreck, Unsicherheit und Angst.
Knallsicherheit ist nichts, womit Hunde geboren werden – sie muss trainiert werden. Verantwortungsvolle Züchter beginnen damit oft schon früh und gewöhnen die Welpen behutsam an Alltagsgeräusche: Da fällt mal ein Topf um oder es wird kurz laut, und die Kleinen lernen, dass das kein Grund zur Panik ist. Diese frühe Geräuschgewöhnung ist die beste Grundlage, um später auch an Silvester mit Hund gelassen zu bleiben. Und genau daran sollte man anknüpfen – durch gezieltes Training und Vorbereitung, bevor die Raketen am Himmel stehen.
Was aber tun, wenn der Hund schon Angst vor Geräuschen hat?
Nun bist Du vermutlich hier, weil es schon ein Problem gibt. Vielleicht ist Dein Hund schon lärmempfindlich zu Dir gekommen. Oder das letzte Silvester war eine Katastrophe und es zieht Dir jetzt den Magen zusammen, wenn Du daran denkst, dass es in wenigen Wochen wieder soweit ist. Vielleicht weißt Du auch nicht so recht, wie Du Deinen frischen, noch formbaren Welpen optimal auf Silvester vorbereitest. Hier nun ein paar wichtige Tipps, die für all diese Fälle gleichermaßen gelten:
- Achte auf Dein eigenes Verhalten! Wenn Du sehr gestresst und angespannt bist, oder starkes Mitleid mit deinem Hund hast, wird er diese Sorgen und Ängste spiegeln.
- Baue eine Belohnungs-Strategie auf. Hunde, die sich belohnen lassen (und sich auch über diese Belohnung freuen!), kann man leichter durch Stresssituationen bringen.
- Mache regelmäßig Schrecktraining – nicht nur kurz vor Silvester, sondern das ganze Jahr über.
- Baue rechtzeitig einige Wochen vorher entspannende Rituale in einer sicheren Umgebung auf. Z.B. mit beruhigender Musik, ätherischen Ölen, stressreduzierenden Kräuterkomplexen und einer Höhle zum zurückziehen.
- Im äußersten Notfall kann man dem größten Geböller ausweichen, indem man sich über Neujahr eine Hütte in der Natur mietet. Auch manche Flughäfen bieten an, Silvester mit Hund in der schallisolierten Halle zu verbringen.
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Schauen wir uns die 5 Tipps mal genauer an!
1. Die überraschende Wahrheit: Deine eigene Angst ist ansteckend
Es widerspricht dem menschlichen Instinkt, aber gut gemeinte Versuche, einen ängstlichen Hund zu trösten, können seine Angst tatsächlich verschlimmern. Ein „sorgenvollen Blick“ oder ein mitleidiges Zureden signalisieren dem Hund, dass seine Furcht berechtigt ist. Der Besitzer, der eigentlich Sicherheit vermitteln sollte, bestätigt unbewusst die Gefahr. Der Hund denkt: „Wenn mein Mensch so besorgt ist, muss die Lage wirklich ernst sein.“
Experten raten stattdessen zu einem radikal anderen Verhalten: Handle so normal wie möglich. Sei präsent und unterstützend, aber vermeide übermäßiges Trösten oder dich ‚emotional komisch‘ zu verhalten. Dein Ziel ist es, souveräne Sicherheit auszustrahlen, nicht Mitleid.
Das coole an der Sache ist: auch andere Emotionen sind ansteckend. Du darfst also gerne gute Laune haben, auch während dein Hund Angst hat! Natürlich nicht in dem Sinne, dass Du es völlig übertreibst und deine Fellnase noch mehr stresst. Aber Du darfst lachen, entspannte Gespräche führen und eine gute Zeit haben. Hauptsache, du bist dabei für den Hund da. So strahlst Du aus, dass Du die Situation im Griff hast. Er wird deine Stimmung bemerken und sich dadurch sicherer fühlen.
2. Was ist eine Belohnungs-Strategie?
Ich bin immer wieder fasziniert davon, dass viele Hundebesitzer gar nicht wissen, wie man einen Hund eigentlich belohnt – oder gar mit Belohnungen arbeitet, um bestimmte Alltagssituationen in den Griff zu bekommen. Vielmehr scheinen Leckerlies und Spielzeug zum Verwöhnen da zu sein. Beziehungsweise weil es sich für den Menschen gut anfühlt. Das eigene Bedürfnis, sein Fellbaby vermeintlich mit einer Leckerei kurz glücklich zu machen, wird über den wertvollen Nutzen gestellt, den das Belohnungsprinzip eigentlich bietet.
Hunde funktionieren sehr simpel: sie verhalten sich immer so, wie es sich für sie gut und richtig anfühlt. Ein Verhalten wird gezeigt, wenn es einen Vorteil bringt – dabei werden eventuelle Nachteile sogar ignoriert. Dagegen wird ein Verhalten unterlassen, wenn es garkeinen Vorteil bringt.
Ein klassisches Beispiel: der Hund zieht an der Leine.
Vorteile für den Hund können sein:
- Schnelleres Vorankommen
- hochschrauben des Erregungslevels – „Party machen“ fühlt sich nun einmal gut an
- Adrenalinkick durch das Würgen vom Halsband
Nachteile können sein:
- Schmerzen und abgeschnürte Luftzufuhr durch das Halsband oder Geschirr
- Wütender Mensch am anderen Ende der Leine
- Hund kommt nicht (immer) da hin, wo er hin will.
Wie bekommen wir das Thema nun geregelt? Im Grunde ganz einfach – wir nehmen dem Hund durch bestimmtes Training alle Vorteile vom Leinenziehen weg. Kein Vorankommen mehr, kein Hochschrauben vom Erregungslevel und kein Adrenalinkick. Da wird das Ziehen bald langweilig. Aber das alleine reicht noch nicht. Wenn der Hund keine Alternative zu seinem Verhalten kennt, dann wird er es einfach weiter zeigen – nur jetzt eben sehr frustriert. Wir müssen dem Hund also zeigen, welches Verhalten wir eigentlich von ihm wollen – und dafür brauchen wir das Belohnungsprinzip. Einfach ausgedrückt, wenn der Hund das gewünschte Verhalten zeigt, bekommt er einen richtig coolen Vorteil, den er sonst im Alltag nicht hat! Ein paar Beispiele gefällig?
Der Hund läuft fünf Schritte an der lockeren Leine und
- bekommt dafür ein Leckerlie, das er nur im Training kriegt und niemals sonst!
- darf anschließend in den Freilauf oder an der Schleppleine herumdüsen
- bekommt einen Ball geworfen oder es beginnt ein Zerrspiel
Der Rest ist nur noch Geduld und Wiederholung. Damit das Belohnungsprinzip funktioniert, sind zwei Dinge wichtig. Zum einen die Konsequenz des Halters, zum anderen das Erleben der Belohnung als Belohnung. Ein Hund, der kein Interesse an einem Ball hat, wird es nicht als Vorteil ansehen, wenn er sich bemüht und dafür den Ball geworfen bekommt. Ein Halter, der heute streng trainiert und morgen wieder Leinenzug toleriert, wird immer vom Hund ausgetestet werden. Und wenn man nun einen Hund hat, der gar keine Belohnung annimmt? Auch das kann man antrainieren!
Aber wie hilft uns das Belohnungsprinzip nun beim Thema Silvester mit Hund?
Ganz einfach. Ein gut aufgebautes und in den Alltag integriertes Belohnungs-System schafft eine starke Bindung zwischen Tier und Mensch. Der Hund nimmt seinen konsequenten Besitzer als zuverlässig wahr. Er lernt: „Wenn ich mich meinem Menschen zuwende und mit ihm zusammenarbeite, passieren mir gute Dinge.“ Das schafft vertrauen. Vor allem in Stresssituationen wird der Hund sich somit eher an seinem Menschen orientieren, weil er dort Sicherheit findet und sich gut fühlt. Außerdem brauchst Du ein starkes Belohnungs-System, wenn Du mit deinem Hund Knalltraining machen möchtest – und dazu rate ich Dir auf jeden Fall.
3. Knalltraining, wie geht das?
Du hast nun also ein funktionierendes Belohnungs-System aufgebaut und arbeitest damit im Alltag mit deinem Hund zuverlässig. Egal ob über Klicker, Stimmlob mit Leckerlie, Ballwerfen oder Zerrspiel – jetzt brauchen wir genau das. Eine weitere Grundvoraussetzung für das Knalltraining ist Zeit. Fange nicht erst 2 Wochen vor Silvester an, das bringt nichts. Der Hund sollte mindestens 2-3 Monate, besser noch ein ganzes Jahr Vorlaufzeit haben. Erst dann wird er genug Wiederholungen und Situationen erlebt haben, um in der Silvesternacht auf das Gelernte zurückzugreifen.
Im Training startet man immer so einfach wie möglich, damit der Hund (und man selbst) garantiert ein Erfolgserlebnis bekommt. So sorgt man für eine gute Stimmung und verhindert Überforderung oder Frust auf beiden Seiten. Das Prinzip, das wir verfolgen, ist ganz einfach: Immer wenn ein Geräusch kommt, passieren deinem Hund richtig gute Sachen! So wird er sich über Lärm bald freuen – oder sich zumindest sehr viel schneller wieder beruhigen, wenn er sich doch erschreckt oder Angst hat.
Starte zum Beispiel mit Luftpolsterfolie in einer reizarmen Umgebung, die der Hund gut kennt, wie etwa Eurem Zuhause. Arbeite wie folgt:
Folie poppen – Hund mit Lob und Belohnung überschütten – wiederholen
Das machst Du solange, bis Du den Eindruck hast, dass dein Hund mit dem Geräusch cool ist. Dann poppst du mehr, bevor die Belohnung kommt. Wenn auch das gut funktioniert, steigerst du langsam den Schwierigkeitsgrad. Hier ein paar Beispiele, womit man Stück für Stück mehr Lärm machen kann – immer schön langsam und mit reichlich Belohnung:
- In die Hände klatschen – erst vorsichtig, dann immer stärker
- Auf eine Tischplatte klatschen
- Mit einer Fliegenklatsche klatschen
- Eine Kaffeemühle mahlen
- Gegenstände (z.B. Töpfe) fallen lassen
- Laute Alltagsgeräusche auf dem PC oder Handy abspielen
- Silvesterböller auf dem PC oder Handy abspielen
Übe immer nur kurz für ein paar Minuten, dafür gerne über den ganzen Tag verteilt. Hauptsache die Stimmung ist immer gut. Wenn du das Gefühl hast, dass dein Hund ein Geräusch doch langsam gruselig findet, geh wieder einen Schritt zurück. So desensibilisierst Du deine Fellnase zuverlässig, ohne sie zu überfordern und ihr habt beide Spaß dabei.
Wenn das alles in der Wohnung gut klappt, verlagere das Training nach draußen.
Erst auf eine ruhige Wiese, später gerne in reizstärkere Umgebungen. Hier können wir auch langsam die spaßigen Geschütze auffahren.
- Starte am besten wieder mit Händeklatschen
- Hol dir nun eine Hilfsperson dazu. Aus zwei Hölzern und einem Seil kann man sich wunderbar eine Holzklatsche basteln. Lass die Hilfsperson die Klatsche benutzen, während Du Deinen Hund mit Lob überschüttest. Die Hilfsperson kann erst weiter weg stehen und wenn der Hund sicher genug ist, langsam näher kommen.
- Wenn das gut funktioniert, kannst Du versuchen, mit Knallerbsen, Knallfröschen und Kinder-Faschingspistolen zu üben. Lass die Hilfsperson erst weiter weg stehen und den Lärm weg vom Hund machen.
- Vielleicht kennst Du sogar einen Jäger mit einer Schreckschusspistole, der Dir beim Training helfen möchte, oder Du fährst mal in die Nähe eines Schießstandes. So kannst Du auch echte Schussfestigkeit üben.
An diesem Punkt sollten Du und Dein Hund schon so viel „Knallerfahrung“ gesammelt haben, dass ihr sie gut für Silvester nutzen könnt! Wenn Du Dir dieses Training selber nicht zutraust oder das Gefühl hast, irgendwas läuft in eine falsche Richtung, ist es natürlich immer eine gute Idee, sich einen kompetenten Hundetrainer dazu zu holen, der Erfahrung mit Knalltraining hat.
4. und 5. Eine sichere Umgebung ist die halbe Miete
Die letzten beiden Punkte lassen sich gut zusammenfassen. Egal, ob Du Dich entscheidest, Silvester mit Hund zuhause zu feiern, oder über die paar Tage wegzufahren, Du kannst einiges tun, um es Euch so richtig gemütlich zu machen. Ferienhäuser tief in der Natur bieten viel Ruhe und wenig Geböller. Die perfekte Lösung für einen entspannten Jahreswechsel. Wer nicht so viel Geld ausgeben will und trotzdem eine ruhige Lösung braucht, der kann sich mal beim nächstgelegenen Flughafen erkundigen, ob man dort Silvester mit Hund verbringen darf. Die Flughafenhallen sind oft schallisoliert und zu Mitternacht gibt es manchmal ein Flugverbot wegen der vielen Raketen am Himmel. So hat man dort nicht den normalen Flughafenbetrieb und ist vor dem Geböller gut geschützt.
Silvester-Rituale
Grundsätzlich macht es Sinn, zwei bis drei Wochen vor Silvester ein paar entspannende Rituale aufzubauen. Lavendel- und CBD-Öl wirken beruhigend. Viele Hunde wissen einen stillen und dunklen Rückzugsort sehr zu schätzen. Zum Beispiel kann man ihnen eine Höhle aus Decken und Kissen basteln.
In der Nacht vom Jahreswechsel selber, kann man die Vorhänge zuziehen und Musik aufdrehen, um die Silvesterreize etwas auszusperren. Mach nochmal eine große Runde in der Natur, bevor das Geböller am Nachmittag oder Abend losgeht. Wenn Dein Hund ausgelastet ist, sind die Chancen größer, dass er die lauteste Phase einfach verschläft und vor allem nicht nochmal zum pinkeln raus muss. Achte darauf, Dein Fellkind in dieser Zeit gut zu sichern, wenn ihr nach draußen geht. Es gibt kaum etwas schlimmeres, als den Hund über den Jahreswechsel zu verlieren, weil er sich vor Schreck aus seinem Halsband befreit oder über den Gartenzaun springt. Und erschrecken kann sich jeder Hund – egal wie gut er Schussfest gemacht wurde.
Die Gabe von Medikamenten zur Beruhigung sollte man nur in Erwägung ziehen, wenn wirklich alles andere gescheitert ist oder man gar keine andere Wahl mehr hat. Denn Medikamente sind immer auch eine Belastung für den Körper und können unangenehme Nebenwirkungen mit sich bringen. Manchmal verstärken sie sogar die Angst, weil der sedierte Hund noch weniger Kontrolle hat und sich der Situation noch hilfloser ausgeliefert fühlt.
Kurzfristige Lösung
Wer jetzt keine Zeit für aufwendige Trainingsstrategien hat und nach einer schnellen Lösung sucht, der ist mit beruhigenden Kräuterkomplexen gut beraten. Diese müssen aber von guter Qualität sein, eine hohe Bioverfügbarkeit vorweisen, die richtige Zusammensetzung haben und schon einige Wochen vor Silvester angefüttert werden. Natürlich ersetzen solche Nahrungsergänzungsmittel kein Training, aber sie sind eine gute Möglichkeit, den Körper des Hundes beim Umgang mit Stress zu unterstützen. So kannst Du dieses Jahr Silvester nochmal kurzfristig überbrücken, bevor Du dann nächstes Jahr entspannt ins Knalltraining startest. Kontaktiere uns gerne, um zu erfahren, welchen Kräuterkomplex wir Dir und Deinem Hund empfehlen.
Wie handhabt ihr Silvester mit Hund? Erzählt uns gerne von euren Jahreswechsel-Ritualen in den Kommentaren!
