Der unsichtbare Feind im Herbstgras
Die letzten warmen Tage des Jahres laden dazu ein, mit Hund oder Katze noch einmal ausgiebig im Garten oder Park zu toben. Doch kurz darauf beginnt die Misere. Bei unseren Kunden ist dies eine der häufigsten Fragen im Spätsommer: „Warum kratzt und leckt sich mein Tier plötzlich unaufhörlich?“ Gereizte Pfoten oder rote Flecken am Bauch – der quälende Juckreiz, oft zwischen den Zehen, in der Leistengegend oder an der Schnauze, hat einen winzigen Verursacher: die Herbstgrasmilbe. Woher kommen die lästigen Quälgeister und was kann man gegen sie unternehmen?
1. Der wahre Parasit ist nur das „Baby“ – Erwachsene Herbstgrasmilben sind Vegetarier
Einer der faszinierendsten Fakten ist, dass nur die winzigen, orange-roten Larven der Herbstgrasmilbe als Parasiten leben. Sie sind es, die sich auf vorbeistreifende Tiere und Menschen fallen lassen. Doch sie beißen nicht einfach zu. Stattdessen ritzen sie die Haut an und basteln sich aus ihrem Speichel ein Saugrohr (ein sogenanntes Stylostom), durch das sie ihre Mahlzeit aus Zellsaft und Lymphe schlürfen können.
Die ausgewachsenen Herbstgrasmilben hingegen ernähren sich rein vegetarisch von Pflanzenresten am Boden und sind für unsere Haustiere und uns völlig harmlos. Dieser Lebenszyklus ist ziemlich ungewöhnlich, wenn man ihn mit anderen bekannten Parasiten wie Zecken oder Flöhen vergleicht, bei denen die erwachsenen Tiere die Blutsauger sind.
Tipp Nr. 1: Die kleinen Biester entfernen, bevor sie es sich gemütlich machen!
Solange die Larven sich noch nicht an der Haut festgebissen haben, ist es möglich, sie mit Wasser und Kernseife abzuwaschen. Wenn Du also einen Hund hast, der zu einem Befall durch Grasmilben neigt, solltest Du ihm nach jedem Spaziergang auf befallenen Flächen die Pfoten und den Bauch einmal kurz abwaschen oder mit einem nassen Tuch sauber reiben.
2. Nicht der Biss juckt, sondern der Speichel – und das wochenlang
Die Larven der Herbstgrasmilbe beißen oder stechen nicht im klassischen Sinne. Stattdessen ritzen sie mit ihren Mundwerkzeugen die oberste Hautschicht ihres Wirtes an. Diese winzige Verletzung ist kaum spürbar.
Der eigentliche Auslöser für den quälenden Juckreiz ist eine allergische Reaktion auf den Speichel, den die Larve absondert, um das Hautgewebe zu verflüssigen. Es sind also keine Blutsauger wie Zecken – Blut trinken die Larven nur, wenn sie zufällig ein kleines Hautgefäß beschädigen. Besonders perfide dabei ist, dass der Juckreiz oft noch bis zu zwei Wochen anhalten kann, lange nachdem die Larve ihren Wirt nach nur wenigen Tagen bereits wieder verlassen hat.
Die meisten Menschen – und wohl auch Tiere – finden die Milbenbisse viel quälender als Mückenstiche.
Tipp Nr. 2: Befallene Hautstellen sauber halten!
So schwer es auch fallen mag: Lass Deinen Hund oder Deine Katze auf keinen Fall an den gereizten Stellen lecken oder kratzen. Auch wenn die Haut nur oberflächlich von den Parasiten angeritzt wurde, kann sie sich trotzdem leicht infizieren und entzünden, was wiederum den Juckreiz verstärkt. Aus diesem Grund solltest Du Dich auch mit Hausmittelchen zurückhalten. Zwar können Essigwasser und Kokosöl die Larven ersticken und die Haut pflegen – allerdings verleiten sie unsere Fellnasen auch dazu, sich vermehrt zu putzen. Das wäre ein kontraproduktives Unterfangen.
3. Die Herbstgrasmilbe ist nicht ansteckend
Eine Sorge, die ich von Tierhaltern immer wieder höre, ist die Angst vor Ansteckung. Hier kann ich Dich vollkommen beruhigen: Wenn Dein Hund von Grasmilben geplagt wird und Deine Katze oder Du selbst ebenfalls Juckreiz entwickeln, liegt das nicht an einer Übertragung durch Dein Tier. Jeder Befall erfolgt direkt aus der Umgebung, indem die Larven von Gräsern, Laub oder niedrig wachsenden Pflanzen abgestreift werden.
Herbstgrasmilben werden nicht von Tier zu Tier oder von Tier zu Mensch weitergegeben. Ein Befall der Wohnung, wie man es von Flöhen kennt, kommt bei diesem Parasiten ebenfalls nicht vor.
Tipp Nr. 3: Befallene Flächen meiden!
Zum Glück gibt es ein paar Möglichkeiten, den Herbstgrasmilben aus dem Weg zu gehen. Die Herbstgrasmilbe ist ab 16°C aktiv und bevorzugt sonnige, trockene bis leicht feuchte Wiesen oder Waldränder. Katzenhalter, deren Tiere zu einem Befall neigen, können versuchen, ihre Stubentiger eher Nachts rauszulassen. Mit dem Hund kann man in den sehr frühen Morgenstunden oder spät Abends, wenn es dunkel wird, spazieren gehen und potenziell befallene Flächen vor allem tagsüber meiden. Sobald die Temperaturen unter 16°C fallen, werden die Grasmilben inaktiv und wir haben wieder unsere Ruhe!
4. Ein einfacher Test verrät, ob Dein Garten von Herbstgrasmilben befallen ist
Du bist unsicher, ob die Milben in Deinem eigenen Garten lauern? Mit einer einfachen Methode kannst Du das schnell herausfinden. Führe an einem sonnigen Tag den folgenden Test durch:
1. Wähle eine sonnige, warme Stelle in Deinem Rasen.
2. Lege einen weißen Gegenstand (einen Teller, ein Blatt Papier) flach ins Gras.
3. Warte einige Minuten.
4. Überprüfe den Gegenstand: Siehst Du winzige, orange-rote Punkte, die sich darauf sammeln? Das sind die Larven und der Beweis, dass Dein Rasen besiedelt ist.
Tipp Nr. 4: Tiere mit einem intakten Immunsystem sind potenziell weniger befallen!
Wenn Du feststellst, dass Dein Hund oder Deine Katze zu häufigem Parasitenbefall neigt, dann kann das an einem geschwächten Immunsystem liegen – und das Immunsystem sitzt im Darm. Es kann sich also auch hier lohnen, mal das Futter, das dein Liebling bekommt, genauer unter die Lupe zu nehmen. Melde Dich gerne bei uns für eine kostenlose Futterberatung! Es ist nie verkehrt, die Basis mal so richtig in Ordnung zu bringen – und dann zu sehen, was sich dadurch alles verbessert.
5. Achtung, Falle: Was Hunden hilft, kann für Katzen tödlich sein
Zur Abwehr von Herbstgrasmilben haben sich in Studien Produkte bewährt, die sogenannte Pyrethroide enthalten. Diese Wirkstoffe lähmen das Nervensystem der Parasiten und töten sie ab. Doch hier ist höchste Vorsicht geboten.
Als Tierernährungsberaterin kann ich diesen Punkt nicht genug betonen: Hochkonzentrierte Spot-On-Präparate, die für Hunde entwickelt wurden, sind für Katzen lebensgefährlich. Dies ist ein tragischer und absolut vermeidbarer Notfall, der immer wieder in Tierkliniken landet. Katzen können Pyrethroide nicht gut abbauen, was zu schweren Vergiftungserscheinungen führen kann. Wende daher niemals ein Hunde-Präparat bei einer Katze an. Ein weiterer wichtiger Hinweis: Da Pyrethroide auch für Fische giftig sind, dürfen Hunde nach der Behandlung mit einem entsprechenden Spot-On oder Spray nicht schwimmen gehen.
Grundsätzlich sollten pharmazeutische Produkte immer mit Vorsicht genutzt werden, da sie stets Nebenwirkungen mit sich bringen und nicht selten auch toxikologisch relevant sind. Deutlicher gesagt: Ein Nervengift gegen Milben hat natürlich auch Auswirkungen auf den Hund! Und auf jeden, der einen frisch behandelten Hund streichelt…
Aber was sollte man denn nun tun, wenn der Hund oder die Katze mit Herbstgrasmilben befallen sind und die bisherigen Tipps keine ausreichende Linderung gebracht haben?
Tipp Nr. 5: Natürliche Mittel nutzen, bevor man zur Chemiekeule greift!
Es ist kein Geheimnis, dass viele Parasiten gegen die gängigen Präparate immer mehr immun werden. Das liegt unter anderem daran, dass viel zu schnell auf die pharmazeutischen Mittel zurückgegriffen wird. Die Parasiten werden quasi mit den immer gleichen Wirkstoffen in großen Mengen konfrontiert – und passen sich einfach an. Wir bei GanzNatur Vitalberatung vertreten den Grundsatz, erst einmal die natürlichen Möglichkeiten auszuschöpfen und nur im allergrößten Notfall auf die Pharmazeutika zurückzugreifen – denn dafür wurden sie ursprünglich einmal entwickelt.
Naturbelassene Floh-, Zecken- und Milbenabwehr besteht für gewöhnlich aus verschiedenen ätherischen Ölen und hat daher weit weniger bis gar keine Nebenwirkungen für uns und unsere Fellnasen. Je nach Zusammensetzung wirken sie außerdem hautpflegend, entzündungshemmend und können die Plagegeister sogar präventiv abschrecken, so dass es gar nicht erst zu einem Befall kommt. Die besten Erfahrungen haben wir damit gemacht, die Naturmittel so lange zu verwenden, bis die Plagegeister ihre Hochsaison haben – dann gibt es einmal das konventionelle Präparat vom Tierarzt, wenn nötig. Danach wird wieder mit Naturmitteln gearbeitet. Auf diese Weise kommen Hunde und Katzen mit 0-2 pharmazeutischen Präparaten im Jahr aus, statt mit 5-10 Spot-Ons oder Tabletten, die sie zuvor gebraucht haben. Wir ersparen den Tieren also eine ganze Menge unnötige Chemie – und dem Besitzer nebenbei erwähnt so einiges an Kosten.
